Ich denke es benötigt Regeln für Treffen, weil ich nicht erwarten kann, dass
sich jeder Mensch, welcher zu einem Treffen geht sich auch an die Bedürfnisse von
den anderen Anwesenden hält, weil jener diese nicht kennt. Oder Werte vertritt,
die die Anwesenden nicht diskutieren wollen, weil diese zB. unmenschlich, verletzend,
massivst unaufgeklärt, usw. sind. Oder weil Leute innerhalb einer gewissen
Definition, schlichtweg lästig oder störend sind und man jene Menschen halt gerade
nicht dabei haben will.
Gruppen definieren sich immer durch die Abgrenzung zu anderen Menschen. Und ich dachte
mir für eine Esperantogruppe, die grob ein progressives Selbstbild
hat und gleichzeitig auch offen genug ist für Menschen die sich unsicher
fühlen wo sie politisch stehen. Am Ende geht es mir um die Freude an Esperanto und um
gute Gespräche anstatt um unnötige politische Grabenkämpfe, Dogmatismus oder Perfektionismus.
Ich will das vorerst dadurch erreichen durch ein Grundverständnis der Gruppe und
andererseits durch Regeln. Mir ist bewusst, dass ich damit meine soziale
Prägung, Geschichte, Vorlieben, Mileu, usw. in eine normierende Form gieße, aber von irgendwo
muss man ja anfangen. Und daher kann ich gleich auch von meinem berechtigten Eigeninteresse,
eine angenehme Gruppe für mich anfangen. Und später eine gemeinschaftliche Basis finden
mit Teilnehmer*innen, die idealerweise möglichst viele Menschen miteinschließt.
Denn Diversität ist das was Esperanto auszeichnet, sogar muss!
Grundverständnis
In meiner bisherigen Erfahrung in Vereinen und mit Menschen hat sich über die Jahre die Erkenntnis
eingestellt, dass wenn nicht klar ist was unausgesprochen erwartet wird, dann führt das zu Streit
oder anderen unangenehmen Situationen. Ich denke daher, dass es für die Gruppe ein Grundverständnis
braucht.
Das Grundverständnis dieser Gruppe sind gemeinsam akzeptierten Werte, Ideen
über die man nicht diskutiert oder diskutieren muss. Die Grundsäulen wenn man so will, über die man
nicht diskutiert, weil man ansonsten nicht mehr voraussetzen kann, was überhaupt diese Gruppe ausmacht.
Ohne ein Selbstbild existiert eine Gruppe nicht mehr. Und das Grundverständnis gibt
ein grobes Selbstbild vor anhand von einer Aufzählung von Werten oder Ideen.
Das kommt Leuten entgegen, die neu sind in der Gruppe.
Daher würde mir folgendes Grundverständnis für eine "linke"[9]
Esperantogruppe vorerst vorschweben:
Regeln und ihre Durchsetzung sind wesentlicher Bestandteil einer funktionierenden Gemeinschaft.[10]
Die allgemeine Erklärung der Menschenrechte gilt für alle Menschen. [6]
Bewusste oder unbewusste Benachteiligung oder Herabwürdigung auf der Basis
des Geschlechts, der Geschlechtsmerkmale, der sexuellen Vorlieben, der Hautfarbe, der sozialen Klasse,
der Herkunft, der Religion oder einer Behinderung ist zu vermeiden. [11]
Antisemitismus ist abzulehnen. Es gilt die IHRA[1]
Definition.
Nationalismus ist schlecht. Internationalismus ist gut. [12]
Faschismus und andere autoritäre Ideologien in jeder Form sind abzulehnen.
[5]
Verschwörungsmythen sind abzulehnen, weil sie einer Prüfung nicht standhalten.[13]
Diese Liste kann nicht vollständig sein. Aber sie ist ein Schritt in die richtige Richtung, da
sie schon dabei hilft selbst zu entscheiden, ob man selbst wo rein passen könnte da
ein Mensch selbst vergleichen kann, wie sehr er mit den Aussagen übereinstimmt. Was vielleicht
dazu beiträgt, dass man sich weniger erklären muss.
Regeln
Regeln gibt es immer bei sozialen Gruppen. Sei es im Chatraum nur ab Mittag unerfreuliche
Dinge zu verlinken oder bei irgendeiner Person ein bestimmtes Pronomen zu verwenden. Oder
bei einem Firmentreffen den akzeptierten Dresscode anzuziehen. Zu behaupten es gäbe keine
Regeln in einem sozialen Zusammenhang ist Augenauswischerei, es gibt immer Regeln.
Vor dem Treffen
Komme nur zu Treffen, wenn du nicht verdreckt bist. Als Leitlinie soll gelten:
Bade oder Dusche dich in der Früh vor dem Treffen, putze deine Zähne. Wenn du nur verschwitzt
bist wegen Sport, Radfahren, Hitze, usw., dann ist das ok.
Feuerwaffen und 1:1 Nachbauten von Feuerwaffen als Spielzeug sind verboten zu
einem Treffen mitzunehmen, auch wenn du einen Berechtigungsnachweis hast diese zu tragen.
Wenn du öfters stinkst, weil du chronisch stark schwitzt oder es einen anderen Grund
dafür gibt, dann versuch das zu ändern (zB. weniger Deo oder das richtige Deo nicht
zu viel, usw.).
Komme nur zu einem Treffen, wenn du die innere Stabilität hast, deine Standpunkte
zu erklären. Also wenn du gerade fähig bist, eine Diskussion zu führen.
Während dem Treffen
Wenn du kommst zum Treffen dann grüße die anderen Leute, wenn du gehst dann verabschiede
dich. Begrüßung oder Verabschiedung kann winken, eine Grußformel sagen oder eine andere
Art und Weise sein. Erwarte nicht, dass jeder die gleiche Art und Weise verwendet zu
grüßen oder sich zu verabschieden.
Rede mit anderen Menschen auf Augenhöhe, schaue daher nicht auf sie herab und pflege
mit ihnen einen Umgang der nicht grob ist.
Wenn du Zeitungen oder andere Gegenstände selbst herstellst oder gekauft hast, bitte drücke die nicht
jedem Menschen in der Runde bei jedem Treffen auf (weil zB. es gerade die neueste Ausgabe ist
oder du es ganz frisch gekauft hast). Das ist störend. Lege das was du teilen willst, auf
einen Tisch oder auf eine Fläche, dann kann sich jeder der daran interessiert selbst bedienen.
Bei verletzenden Aussagen, sag der anderen Person, dass das jetzt verletzend war,
nimm dir gegebenenfalls ein paar Minuten zum Beruhigen und erkläre dann der anderen
Person was du verstanden hast. Vielleicht war es nur ein unbeabsichtigtes Missverständnis,
was dir auch mit anderen Personen passieren kann. Wenn es beabsichtigt war,
dann muss die Gruppe darüber entscheiden, wie mit dieser Situation umzugehen ist.
Sehe den anderen Menschen nicht als einen Feind, sondern als einen Gesprächspartner,
von dem du neue Dinge lernen kannst an.
Wenn wer eine Diskussion nicht führen will, respektiere das.
Vergangene schlechte Erfahrungen geben dir nicht das Recht, andere ebenfalls schlecht zu
behandeln.
Kommuniziere klar und unmissverständlich, wenn eine teilnehmende Person deine Grenzen verletzt.
Versuche, wenn möglich, deinen Standpunkt nicht verletzend zu vermitteln.
Fertige Fotos, Videoaufnahmen oder Audioaufnahmen nur nach vorherigem
Einverständnis, der Personen die aufgenommen werden, an.
Das Grundverständnis und die Regeln sind einzuhalten. Unterstütze andere bei der Durchsetzung
der Regeln und des Grundverständnis. Bei Bedarf mit dem temporären oder permanenten Rauswurf der
Personen, die sich nicht um die Regeln oder das Grundverständnis kümmern.